Besser als Schlaf: Alles über Yoga Nidra

Kein Schnarchen, kein Zähneknirschen, keine Alpträume: Wie der yogische Schlaf dabei helfen kann, richtig tief zu regenerieren. Alles, was du über Yoga Nidra wissen musst.
Nicht ganz wach, nicht ganz weg: Als Yoga Nidra wird die Methode und zugleich der Zustand zwischen Wachsein und Schlaf beschrieben, der eine tiefgreifende, integrale Tiefenentspannung ermöglicht. Ich arbeite super gern mit Yoga Nidra als eine Form der Meditation, weil es eine fantastische Übung ist, die Körper und Geist auf allen Ebenen hilft zu entspannen.

Woher kommt Yoga Nidra – und was will es erreichen?

„Nidra“ ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet übersetzt „Schlaf“. Bekannt aus den Schriften des Patanjali und dem tibetischen Tantrimus als Methode, Glückseligkeit zu erlangen, hat sie im vergangenen Jahrhundert Swami Satyananda Saraswati abgestaubt und zusammen mit der „Bihar School of Yoga“ den Bedürfnissen einer modernen Welt angepasst.
Traditionell verbinden wir unser Bewusstsein nicht nur mit Wachsein, im Gegenteil: Um Erkenntnisse über unseren Seelen- und Geisteszustand zu gewinnen, stürzt sich die Forschung auch auf andere Bewusstseinszustände, allen voran die Schlafforschung und Quantenforschung. Die vorherrschende Methode dabei konzentriert sich auf die Messung der Gehirnströme durch die Aufzeichnung der sogenannten EEG-Signale. Im wachen Beta-Zustand befinden wir uns in normalen Alltagssituationen. Im Alpha-Zustand befinden wir uns in leichter Entspannung, Tagträume sind möglich und werden auch das „Tor zur Meditation“ genannt. Im Theta-Zustand befinden wir uns im Unbewussten. Tiefen Schlaf, die niedrigste Frequenz an Schwingungsfrequenzen (gleich EEG-Signalen), finden wir im Delta-Zustand, Trance oder in einer tiefen Hypnose. Yoga Nidra wirkt zwischen Alpha und Delta, also zwischen dem entspannten Wachzustand und Trance oder tiefer Hypnose.

Yoga Nidra und Gehirnforschung. Was genau ist Yoga Nidra und welche Wirkung hat es?

Körperfokussierung und Atemarbeit lösen zu Beginn von Yoga Nidra die Entspannungsreaktion und einen Wechsel aus dem Kampf/Flucht/Freeze-Zustand aus. Dieser Stressabbau und die körperliche Entspannung führen zu einer Verlangsamung der Beta Gehirnwellen. Alpha-, Theta- und Delta-Gehirnwellen werden in dieser Phase zunehmen.
In der nächsten Phase stehen Achtsamkeit und emotionale Ausgeglichenheit im Mittelpunkt. Hier nehmen die Alpha-Gehirnwellen deutlich zu, und der Neurotransmitter Serotonin wird häufiger ausgeschüttet. Wenn sich das Bewusstsein des Praktizierenden verändert, wird außerdem vermehrt Dopamin ausgeschüttet, möglicherweise bis zu 65 % mehr. Der Körper begibt sich in einen noch tieferen Alpha- und Thetazustand, der auch als REM-Zustand bezeichnet wird.
Schließlich wechselt das Gehirn in den Zustand der Delta-Gehirnströme. Dies ist der erholsamste Zustand des Gehirns und hilft dem Körper, die nötige Ruhe zu finden. Laut Forschern der Universität von Minnesota lernen Yoga-Nidra-Praktizierende mit der Zeit und bei regelmäßiger Praxis, „den tiefsten Nicht-REM-Delta-Schlaf zu erreichen und dabei das Bewusstsein sowohl für sich selbst als auch für die Umgebung aufrechtzuerhalten.“ Der Deltazustand aktiviert das parasympathische Nervensystem, um Ängste und Spannungen abzubauen. Die Forschung hat gezeigt, dass die Non-Sleep Deep Rest (NSDR) weitreichende Vorteile hat,Dieser Zustand wird im Yoga Nidra durch Nyasa, Körperreise oder Bodyscan, Achtsamkeit, Energielenkungen und Visualisierungen erreicht.

Effekte von Yoga Nidra:

Das regelmäßige Praktizieren von Yoga Nidra hat viele positive Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit. Dazu gehören:

  • gesteigerte Konzentrationsfähigkeit
  • Loslassen und innere Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen
  • weniger Müdigkeit und mehr Energie
  • Lösen von körperlichen Verspannungen
  • mehr Gelassenheit und weniger Stimmungsschwankungen
  • bewussterer Umgang mit Dir selbst und Deinen Gefühlen
  • bewussterer Umgang mit anderen in deinem Umfeld
  • Verbessertes langfristiges Schlafverhalten
  • Bessere körperliche und geistige Gesundheit
  • Fähigkeit mit Trauma und Sucht besser umzugehen
  • Stärkung der allgemeinen Widerstandsfähigkeit und des emotionalen Gleichgewichts

<h5>Geht Yoga Nidra tiefer als Hypnose?</h5>

Diese Frage bekomme ich oft gestellt, wenn die Menschen mit denen ich arbeite mit Yoga Nidra anfangen. Durch die Technik des Yoga Nidra kannst Du nicht nur Körper, Geist und Seele vollständig regenerieren, sondern auch Dein Unbewusstes „umprogrammieren“, sprich alte und qualvolle Gedankengänge und Kindheitsmuster ändern wie ein Computerprogramm, das umprogrammiert wird. Einen guten Vorsatz, also „Sankalpa”, pflanzt Du während des Yogischen Schlafs wie einem Samen in dein Unterbewusstsein.
Das Schöne dabei ist, dass Du so alte Muster durch gute, frische Vorsätze (am besten nur einen!) ersetzen kannst. Eine schlichte, praktische und einfache Technik, die wir während des yogischen Schlafs ohne viel Theater anwenden können. Und wie immer im Yoga gilt die Regel: Ausprobieren!

„Entspannung bedeutet nicht Schlaf. Entspannung bedeutet einen glückseligen Zustand, der kein Ende hat. Ich nenne Glückseligkeit absolute Entspannung. Schlaf ist etwas anderes. Schlaf bringt nur dem Verstand und den Sinnen Entspannung. Glückseligkeit entspannt den Atman, das innere Selbst. Deshalb ist im Tantra Yoga Nidra der Schlüssel zu Samadhi.“ (Swami Satyananda Saraswati)

Jeder Mensch kann Yoga Nidra üben – du brauchst keinerlei Vorkenntnisse im Yoga oder in der Meditation. Wie genau das geht, erfährst du in meinem Kurs am Mittwoch um 18.30 Uhr.